“Dirty Blonde” legt gleich los mit swingender Rock’n’Roll’Blues-Power. Die Botschaft ist eindeutig: Hier kommt ein Album, mit dem vor allem Gitarrenfreunde ihren Spass haben werden. Oder alle Musikliebhaber, die nicht genug bekommen können von treibendem, lauten Blues-Donnerwetter!
Der “Pearl River” muss ein trübes Gewässer sein, so schwermütig und schleppend kommt der Song am Anfang daher. Aus dem langsamen Blues wird dann nach spätestens 3 Minuten eine Rock-Hymne, die sich locker mit Klassikern von Lynyrd Skynyrd oder Devon Allman’s Honeytribe messen kann. Mit am Mikrofon steht hier die Legende Cyril Neville (von den Neville Brothers)
Dass er “seinen Stevie Ray” studiert hat, kann man in “Big Mouth” hören. Ein groovy Texas-Shuffle, der hier sogar von einer im Hintergrund zart wuselnden Orgel begleitet wird. Mike’s Stimme ähnelt der von Buddy Guy, ohne aber die Falsetto- Höhen zu erreichen. Das Solo kommt flüssig und wird leider, leider (völlig idiotisch!) nach vier Minuten ausgeblendet. Einen gedachten Tritt in den Allerwertesten des Produzenten dafür!
Phätte Mundharmonika-Salven von Randy Chortkoff gibt es in “Eyesight To The Blind”, das Stück erinnert mich an Songs, wie sie der Texaner (und Bluesmusiker) Larry Davis früher gespielt hatte. Akustisches mit Harmoniegesang bietet ZITO an in “One Step At A Time” - er kann’s also auch gefühlvoll. Der schwedische Songwriter Anders Osborne ist mit von der Partie und zusammen spielen sie einen wundervollen relaxten Song.
Und was nicht auf zu halten ist: In “Shoes Blues” outet er sich endgültig als kompletter Southern-Rocker: Honkytonk Piano-Licks, doppelstimmige Chuck Berry Licks, die pentatonische Bluestonleiter wird durch alle Lagen gequält und am Mikrofon hilft eine lange nicht mehr gehörte, alte Bekannte aus. Susan Cowsill, jüngste Schwester der legendären Cowsills, die 1969 mit ihrem grössten Hit “Hair” in den weltweiten Charts zu finden waren. Susan ist seit einigen Jahren selbständig mit Band unterwegs und hat bereits zwei sehr gute Folkrock-Alben veröffentlicht.
Die interessante Mischung macht “Pearl River” zu einem hochgradig interessanten und abwexlunxreichen Album: Im cajunesken Louisiana-Drücker “The Dead Of Night” sorgt Johnny Sansone für schummrige Atmosphäre mit seinem Akkordeon. Geniale Nummer. Schweres “Slidegitarrengeschoss” fährt MIKE ZITO auf in “Natural Born Lover”. Ein ultralangsamer Boogie-Rocker! Hier hört sich Mike Zito’s Stimme verdächtig nach John Fogerty an. Und als er den Refrain singt, muss ich sogar (auch aufgrund der auffallenden Ähnlichkeit mit dem Song “Natural Born Boogie”) an Steve Marriot denken. Eine der besten Nummern der CD!
Licht aus, Kerzen an, zurückgelehnt und genossen: “All Last Night” ist ein geiler langsamer Old School Blues, bei dem alles an Verstärker-Verzerrung zurück gefahren wird. Wir befinden uns in einem Klub der 60er und auf der Bühne schüttelt Mike gefühlvolle, fast zärtliche Blues-Licks aus dem Handgelenk. Den Teppich dafür ausgelegt hat die Mundharmonika von Lynwood Slim. Jetzt sage ich es nochmal: Bis dahin der beste Blues-Song auf der CD! Hier passt wirklich alles vom strukturierten Aufbau bis zum extatischen Climax - kurz, bevor der Stecker herausgezogen wird :-) Yes! This Is The Real Shit!
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