Musikverrueckte Menschen sind die Sahne auf unserem Kuchen

FRANK ZAPPA “ROXY & ELSEWHERE”

Frank Zappa - Roxy & Elsewhere

Ich muss gestehen, dass mich Franz Zappa eigentlich nie interessiert hatte. Der Name war mir bekannt, aber keiner meiner Kumpels hatte je ne Zappa-Scheibe besessen und so hatte ich bis zum Jahr 1977 keinen einzigen Song des Musikers gehört. Bis zu jenem Tage, als der Gefreite Dietmar Ferger Kohle benötigte und mir einige seiner Platten verkaufen wollte. Beide waren wir bei der Feldjägerkompanie in Kassel stationiert. 5 Deutschmark wollte er für diese Doppel-LP!

 

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SIDE A

Preamble
Penguin In Bondage
Pygmy Twylyte
Dummy Up

SIDE B

Preamble
Village Of The Sun
Echidna’s Art (Of You)
Don’t You Ever Wash That Thing?

SIDE C

Preamble
Cheepnis
Son Of Orange County
More Trouble Every Day

SIDE D

Preamble
Be-Bop Tango
(Of The Old Jazzmen’s Church)

Time

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Note

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Und so kam ich in den Genuss meiner ersten Frank-Zappa-Platte. Ich muss auch gestehen, es war anfänglich sehr gewöhnungsbedürftig. Doch je mehr ich reinhörte in Roxy & Elsewhere, desto mehr faszinierten mich die Songs mit den seltsamen Titeln wie “Penguin In Bondage” oder gar “Pygmy Twylyte”.

Die meisten Kompositionen wie “Village Of The Sun” entwickelten ihre geplante musikalische “Schönheit” erst nach einigen Durchläufen und entfalteten dann aber ihre volle Kraft, “Echidna’s Art” war schon 1974 ein klasse Beispiel für Frank Zappa’s avantgardistische Ader. Harter Tobak für Mainstream-Hörer, aber geniale Musik für jeden, der sich in Zappa’s Kompositionen fallen lässt. Wie sagen die Psychologen so gerne? Loslösen und fallen lassen. Gilt auch hier!

Sehr sympathisch kommt mir Franz Zappa am Anfang der dritten Seite rüber. “Do You Like Monster Movies?” fragt er das Publikum. Er erklärt daraufhin “I luuuuve Monster-Movies” und dann erklärt er, dass er gerade erst den Klassiker “It Conquered The World” gesehen und dass ihn das dortige Monster in diesem Film zum Song “Cheepnis” inspiriert hat. Ein totally abgefahrenes Rock-Jazz(?)-Stück! In “Son Of Orange County” ist Rhythmus Gitarrist Jeff Simmons dabei, die später von Steve Vai verfeinerte “Stunt Guitar” ins Leben zu rufen.

Aber wer sich bis dahin durchgearbeitet (hier: zugehört, dabei geblieben) hat, wird feststellen dass das verrückteste Stücke noch kommt auf der vierten Seite mit dem “Be-Bop Tango” - spätestens da konnte ich verstehen, dass der Gefreite Dietmar Ferger (wohnhaft und gebürtiger Pfälzer) , der ansonsten gerne Musik vom “Illektrik Leit Orschäster” hörte, die Platte von Zappa so schnell wie möglich loswerden wollte. Hier laufen alle Melodielinien durcheinander - eine klare Struktur gibt es nicht - wozu auch, Frank Zappa merkt dann noch mitten im Lied an: “Now You might have noticed - Bruce Fowler has just completed some sort of trombone solo - based on the idea of an evolved tango event ... bruce is now warming up the important muscles of the body in preparation for the real life tango” - die Band legt einen verqueren Rhythmus vor - Bruce tanzt dazu - Frank meint wiederum “Jazz is not dead - it just smells funny”” Der Spass geht noch weiter (Frank holt sich verschiedene Leute aus dem Publikum auf die Bühne und lässt diese dann zu rhythmisch improvisierten Bruce’s Scat-Vocals tanzen usw), würde aber den Rahmen dieses Reviews sprengen, weil ich momentan sowieso sehr wenig Zeit habe, da ich mich gerade zu einem Tango Crashkurs bei der VHS angemeldet habe.

FAZIT:

Eine der aussergewöhnlichsten Rock-Platten, die ich zum damaligen Zeitpunkt gehört hatte - trotz Yes, trotz Emerson Lake And Palmer, trotz Kraftwerk (ich meine jetzt nicht die laschen Autobahn-Lieder, sondern die stoffigen genialen Kompositionen der ersten beiden Kraftwerk-LPs) und trotz Pink-Floyd-Experimente. Aufgrund der erstklassigen Besetzung (George Duke, Tom Fowler, Chester Thompson, Napoleon Murphy Brock u.a.) - immer noch eine sehr interessante LIVE-Aufnahme!

Produced by Frank Zappa

Personal:
Frank Zappa (ledaguitar, vocals)
George Duke (keyboards, synthesizer, vocals)
Tom Fowler (bass)
Ruth Underwood (percussion)
Jeff Simmons (rhythm guitar, vocals)
Don Preston (synthesizer)
Bruce Fowler (trombone, dancing)
Walt Fowler (trumpet)
Napoleon Murphy Brock (tenor sax, flute, lead vocals)
Ralph Humphrey, Chester Thompson (drums)

Veröffentlichung: 1974 (DiscReet Records)

Besonderheit: Klappcover, Texte sind im Innen-Cover abgedruckt

KAUFEMPFEHLUNG:  KKKKKKKKKK (2,050)

Keine Musik für Mainstream-Rocker!